Warburg (tab). Es gibt wohl kaum einen Erinnerungstag in der deutschen Geschichte, der so, wie der 9. November 1938, mit schicksalhaften Wendungen in Verbindung gebracht wird. Seit vielen Jahren finden zur Erinnerung an die Reichspogromnacht in vielen deutschen Städten Gedenkveranstaltungen an alten jüdischen Friedhöfen, an Synagogen und anderen ehemaligen oder aktuellen jüdischen Einrichtungen statt. So auch in der Hansestadt Warburg. Dort tragen die Religionsfachschaften der beiden Gymnasien im Wechsel die Verantwortung dafür, dass vor Ort an diese dunkle Zeit erinnert wird. Mehr als 40 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich deshalb am Donnerstagnachmittag zum Gedenken - und Schüler der Klasse 9 des Gymnasiums Marianum erinnerten an die Opfer.

Sie trugen Geschichten über die jüdischen Familien, die in Warburg gelebt haben, vor. Erinnerungen, wie beispielsweise an Max Rosenstein, dessen Frau und die fünf gemeinsamen Kinder im Konzentrationslager Ausschwitz ermordet wurden, oder an die Familie Berg, der ein Textilgeschäft an der Hauptstraße gehörte. Musiklehrerin Petra Hülsebusch spielte jüdische Musik auf ihrer Klarinette. Und Pfarrer Claus-Jürgen Reihe und Referendar Alexander Sonst lieferten kleinere Beiträge dazu und riefen zum Gedenken auf. „Die Geschichten der jüdischen Bürger Warburgs dürfen nicht vergessen werden. Die Erinnerungen an sie sollten wachgehalten werden“, so die Intention der Gedenkfeier am jüdischen Friedhof in Warburg. Am 9. November 1938, also vor 79 Jahren, wurden Synagogen, tausende jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe von Schergen der SA und SS zerstört und geschändet. Die Nationalsozialisten deportierten Zehntausende jüdische Mitbürger in die Konzentrationslager. Auch in Warburg wurde die jüdische Minderheit in dieser Nacht Opfer gesteuerter staatlicher Gewalt. Von den 160 jüdischen Warburgern wurden in den zwölf Jahren der Naziherrschaft 148 deportiert. 136 wurden ermordet.