Paderborn (r). Sie steht in einer Kirche, die nicht denkmalgeschützt ist, sie selbst steht ebenfalls nicht unter Denkmalschutz. Noch nicht, denn die Orgel von Friedrich Bernhard Meyer in der Paderborner Kirche St. Georg ist aus Sicht der LWL-Denkmalpfleger ganz klar ein Denkmal und wird auch bald in die Denkmalliste eingetragen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat sie schon jetzt als Denkmal des Monats ausgezeichnet.

"Die Meyer-Orgel ist eines der bedeutendsten westfälischen Zeugnisse der Orgelbaukunst des 19. Jahrhunderts", sagt LWL-Denkmalpfleger und Orgel-Experte Christian Steinmeier. "Während wir für die 1936/37 an der Neuhäuser Straße in Paderborn entstandene katholische Kirche St. Georg aufgrund starker Umgestaltungen keinen Denkmalwert fest-gestellt haben, ist die Orgel eine wahre Rarität." Ein Hinweis aus der Fachöffentlichkeit hatte die LWL-Denkmalpfleger auf das besondere Instrument aufmerksam gemacht, so dass sie den Denkmalwert der Orgel überprüften und zu dem eindeutigen Ergebnis kamen.

Das Kircheninstrument, das auf einer Empore über dem Haupteingang der Kirche steht, hat der Orgelbaumeister Friedrich Bernhard Meyer (1829 - 1897) in den Jahren 1887/88 für eine andere Paderborner Kirche gebaut, die Busdorfkirche. In der Kirche St. Georg, in die sie 1979 umzog, wirkt die Orgel mit freistehendem Spieltisch aufgrund ihrer neugotischen Gestaltung ein wenig wie ein Fremdkörper im puristischen Kirchenraum.

Der in Versmold geborene Meyer, der seine Werkstatt später nach Herford verlegte, kam während seiner ersten Berufsjahre im Rheinland und im benachbarten Ausland mit dem von dem Ludwigsburger Orgelbauer Eberhard Friedrich Walcker entwickelten Windladentyp der mechanischen Kegellade in Berührung.

Die Windlade, ein hölzerner Kasten, ist das Herzstück der Orgel. Über sie wird Druckluft zu den einzelnen Orgelpfeifen geleitet. Walcker warb damit, dass die Defizite der zuvor gebräuchlichen Schleiflade durch sein patentiertes System der Vergangenheit angehören würden. "Dieses System hatte nicht nur technische Vorteile, es kam auch dem Klangideal der Romantik sehr nahe und ermöglichte das Gestalten großer kompositorischer Linien und Klangflächen", erklärt Steinmeier.

Die mechanische Kegellade setzte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich gegen die Schleiflade durch, wurde aber bereits Ende des 19. Jahrhunderts durch die pneumatischen Systeme verdrängt. "Dieser technische Fortschritt und die geringe Wertschätzung der durch die Romantik geprägten Instrumente ab den 1920er Jahren haben dazu geführt, dass nur sehr wenige Orgeln mit mechanischer Kegellade erhalten sind", so Steinmeier. Zu ihnen zähle die Orgel der katholischen Kirche St. Georg, die nur wenig verändert sei. "Sie ist die letzte vollständig erhaltene Orgel mit mechanischer Kegellade aus der Werkstatt von Friedrich Bernhard Meyer."

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